1936 - 1946

1936, nach etlichen ruhigen Jahren, investierte die Gemeinde kräftig in ihre Feuerwehr. Es wurde nicht nur das neue Gerätemagazin eingeweiht, sondern die Feuerwehr erhielt auch ihre erste Motorspritze. Auch das Beförderungsproblem wurde geregelt. Der Unternehmer Anton Eisele wurde verpflichtet, mit seinem Lastkraftwagen die Spritze und Mannschaft zu befördern.

1937 wurde auch ein neuer Kommandant gewählt. Albert Maier, der den Titel „Oberbrandmeister“ erhielt. Der Kommandant befand, dass der Feuerwehr musikalische Unterstützung gut tun würde. Er beauftragte Eugen Ernst mit dem Aufbau eines Spielmannszuges, für den als Grundlage bereits Hornisten und Tamboure vorhanden waren. Der Spielmannszug wurde bald populär und gestaltete vor allem nach Kriegsende ein großes Feuerwehrtreffen in Kemnat (1951). Die Feuerwehr wurde, so wollten’s die nationalsozialistischen Machthaber, wieder einmal umkonstruiert. Sie hieß seit 1940 „Feuerlöschpolizei“ – ein Titel, der freilich im mittlerweile ausgebrochenen Krieg und seinen Wirren unterging. Der Krieg prägte bald auch die Tätigkeit der Feuerwehr. Immer mehr Kameraden mussten an die Front und 1940 wurden bereits drei gefallene Wehrmänner verzeichnet. Die „Hitlerjugend“ wurde, um die Feuerwehr nicht völlig funktionsunfähig werden zu lassen, für den Dienst mit der Spritze gegen das Feuer mobilisiert. Eine starke Feuerwehr erwies sich freilich auch als bitter notwendig.

1942 war der Krieg längst nach Deutschland hereingetragen worden und der Stuttgarter Raum geriet unter den Beschuss der alliierten Streitkräfte. Am 21. November 1942 mussten Neuhausens Wehrmänner nach Echterdingen ausrücken; der Ort brannte nach einem Fliegerangriff. Dazwischen wurde es jedoch wieder ein wenig menschlich. So notiert die Chronik am 17. Januar 1943 einen Kameradschaftsabend, bei dem es ein Essen und Freibier gab, „richtig friedensmäßig“, wie der Schriftführer Ruf erfreut notierte. Abseits vom Kriegsgeschehen brannte es am 29. Januar 1944 in der Bahnhofstraße in Neuhausen. Eine Frau hatte ein Wohnhaus in Brand gesetzt und hernach Selbstmord begangen. Am 21. Februar 1944 musste die Löschtruppe aus Neuhausen nach Stuttgart eilen; der Marktplatz war bombardiert worden, zahlreiche Geschäfte standen in Flammen. Der Einsatz ging den ganzen Tag. Gerettet werden konnte nicht viel.

Am 2. und 3. März 1944 war Neuhausen dran. Über dem Ort wurden viele Bomben abgeworfen, etliche landwirtschaftliche Anwesen brannten, am schlimmsten war die hintere Mühle betroffen. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es schließlich jedoch, die Katastrophe in den Griff zu bekommen. Der letzte Kriegseinsatz war dann am 15./16. März 1944 in Echterdingen; „Es brannte an allen Ecken und Enden“, vermerkt der Chronist, wobei die Wasserversorgung durch die Zerstörung der Leitungen fast unlösbar war.

Am 24. 8. 1945, nach dem Sturz des Hitler-Regimes, begann auch für die Neuhäuser Feuerwehr eine neue Ära. Die bisherigen Kommandanten Albert Maier und Paul Maier traten aus „geschäftlichen und politischen Gründen“ zurück und die Wehr konstituierte sich neu. Der kommissarische Bürgermeister Hermle eröffnete den Wehrmännern, dass sofort ein neuer Feuerwehrchef zu wählen sei – die Militärregierung verlangte die Einsatzbereitschaft und Erhaltung der Wehren per Gesetz. Gewählt wurde daraufhin zum Oberbrandmeister Otto Fuchs, zu seinem Stellvertreter, Anton Bauer.

1946 - 1961

1946 stiftete die Firma Balluff der arg angeschlagenen Wehr, der im Krieg immer wieder viel abgefordert worden war, eine zweite Motorspritze und Schlauchmaterial. Auch der Alltag begann wieder. So traf man sich im Mai 1948 zu einem Kameradschaftsabend, der für die damalige Zeiten zu einem kulinarischen Erlebnis wurde. Es gab, dank gespendeter Eier und Mehl, sowie zusammengeworfener 10 g-Fettmarken, Spätzle mit Soße und Salat. Den Most brachten die Männer selbst mit. Und ein Jahr zuvor, am 18. Mai 1947, hatte gar im Saalbau bereits eine große „Frühjahrs-Unterhaltung“ stattgefunden, bei der die Tanzkapelle Erwin Fuchs und die Spielgruppe der Feuerwehr Musik machten und sich auch der Humorist Albert Hofele produzierte.

Von größeren Feuern blieb der Ort zu dieser Zeit verschont, jedoch wurde die Neuhäuser Wehr, die neun Kameraden im Krieg verloren hatte, immer wieder zu Großbränden nach auswärts gerufen. Auch geübt wurde fleißig und die Ausrüstung verbessert und erneuert. So wurden unter anderem 52 Mützen angeschafft, die für 1,60 DM Eigentum der Wehrmänner wurden.

1953 erlebte die Wehr wieder einen Kommandantenwechsel. Otto Fuchs verzog nach Stuttgart und gab sein Amt deshalb ab. Karl Bolz, bisher bereits Stellvertreter, übernahm die Führung. 1953 hatte die Feuerwehr 75 jährigen Geburtstag. Höhepunkt der Feier war eine Hauptübung in Anwesenheit von Kreisbrandmeister Ertinger, Landrat Geist und Bürgermeister Frick. „Gefeschtet“ wurde mit den Ehrengästen anschließend im „Saalbau“. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Feuerwehr übrigens 43 Aktive. 1954 übte die Feuerwehr im großen Rahmen an der Klosterschule und musste dabei feststellen, dass das Schlauchmaterial in katastrophalem Zustand sei. Abhilfe wurde von der Gemeinde versprochen (und später auch erfüllt). Am 16. Januar 1955 musste die Feuerwehr beweisen, dass sie nicht nur im Kampf gegen das Feuer, sondern auch gegen das nasse Element ihren Mann steht. Bei einer Hochwasserkatastrophe waren zahlreiche Häuser überflutet und alte Neuhäuser berichteten, dass den Ort noch nie ein so schlimmes Unwetter heimgesucht habe. Den Wehrmännern gelang es jedoch, durch Ihren Einsatz „rund um die Uhr“ wenigstens Personenschaden zu vermeiden.

Ein bedeutsamer Tag für die Feuerwehr war dann der 26. Oktober 1956. Bürgermeister Frick und Kreisbrandinspektor Ertlinger konnten den Wehrmännern ihr neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 übergeben, das sogleich bei einer Großkreisübung eingesetzt wurde. Für die Neuhäuser war dies damals übrigens das zweite Motorfahrzeug. Das erste war 1948 ein Horch-Lastwagen, der als Mannschaftswagen eingesetzt wurde. Größere Feuer blieben in dieser Zeit aus – obwohl es an Einsätzen nicht mangelte. So wurden die Wehrleute 1956 zusammengerufen, weil es im „Ochsen“ brennen sollte. Das war freilich nicht so. Dort hatten sich im ersten Stock nur deshalb Rauchschwaden entwickelt, weil der Wohnungsinhaber Kartoffeln in der Pfanne anbrennen ließ.

Zu kurz kommen ließen die Männer während dieser Zeit, in der Krieg und die nachfolgende Notzeit immer mehr in Vergessenheit geriet, aber nicht die Pflege der Kameradschaft. Ausflüge wurden unternommen, am 22. Juni 1958 erstmals mit dem neuen Feuerwehrfahrzeug nach Bünzwangen. Gesorgt wurde auch für die jungen Leute, die zur Bundeswehr einrücken mussten. Aus der Kameradschaftskasse gab’s für jeden 30 Mark. 1960 war die Neuhäuser Wehr zu Gast beim 100 jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr in Backnang. Der Spielmannszug, dirigiert vom Bürgergarde – Batailloner Willi Balluff spielte bei diesem Fest erstmals unter neuer Regie auf. Wie fest integriert die Feuerwehr schon damals in den Kreisverband war, bewies 1961 die Tatsache, dass Kommandant Bolz als Fahnenträger für die neue Kreisfahne bestimmt wurde, die beim Kreisfeuerwehrtag in Plochingen vom Landkreis übergeben worden war.

1962 - 1971

1962 hatte die Feuerwehr wieder einen größeren Brandfall zu bestehen. Im Sulzbachtal brannten mehrere Hektar Jungkulturen. Nach einer Stunde gelang es, den Brand einzudämmen. Es zeigte sich freilich, dass das Feuerwehrlöschgruppenfahrzeug LF 8 längst nicht mehr den Anforderungen entsprach, die man an moderne Löschwagen stellte. So wurde 1963 gegenüber dem Gemeinderat und dem Bürgermeister Frick der Wunsch geäußert, die Ausrüstung der Feuerwehr durch die Anschaffung eines Fahrzeuges vom Typ LF 16 und der Erweiterung des Magazins zu verbessern. Dem gaben die Kommunalpolitiker auch statt.

1965 wurde das neue Löschfahrzeug übergeben, für das die Gemeinde hatte 70000,- Mark investieren müssen. Indes wurde damals immer mehr darauf gedrungen, für die recht groß gewordene Gemeinde doch bald ein modernes Alarmsystem zu installieren – die Sirene erwies sich als nicht zweckmäßig. Während die Feuerwehr 1967 ihre lang erwartete 18 Meter hohe Maschinenleiter erhielt, musste sie auf die im selben Jahr angekündigten Feuermelde-Alarmeinrichtungen recht lange warten. Erst 1971 wurden die UKW-Meldeempfänger bei den Neuhäuser Wehrmännern eingeführt.

Einer der größten Einsätze fiel in das Jahr 1967. Auf der Autobahn, unweit von Neuhausen, war am 31. Mai ein englischer Reisebus verunglückt. Zwölf Tote und 30 Verletzte hatte der Unfall gefordert, bei dem die Neuhäuser Wehr einen großen Teil der Rettungsarbeiten tragen musste. Vom damaligen englischen Botschafter in Bonn, Sir Frank Roberts, wurde bei der Dankfeier in Esslingen betont, der Einsatz sei weit über das „Selbstverständliche“ hinausgegangen. Verbessert wurde auch der Kenntnisstand der Feuerwehrmänner. Dies dokumentierte sich erstmals am 1. Juli 1967 beim Kreisfeuerwehrtag in Deizisau erfolgreich an einem Leistungswettkampf. 1968 lebte übrigens ein altes Feuerwehrproblem, das schon in den 20er Jahren für viele Diskussionen

und schließlich gar für die Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr gesorgt hatte, wieder auf. Bei einer Versammlung, am 11. Mai, war „Feuer unter dem Dach“, nachdem die Gemeinde ihre Absicht bekundet hatte, die Feuerwehrabgabe abzuschaffen. Das Problem konnte dann später gelöst werden.

Am 17. August 1969 zeigte sich, wie notwendig die Umstellung auf ein modernes Alarmsystem war.Bei einem Großbrand auf dem Aussiedlerhof von Hugo Müller – es entstand 100000 Mark Schaden – fiel die Sirene aus, eine „peinliche Sache“, wie damals Kommandant Bolz meinte. Abhilfe wurde dann 1971 mit der Anschaffung der neuen Meldeempfänger geschaffen. 1969 am 11. Oktober konnten die Feuerwehrkameraden erstmals im eigenen Haus feiern. Das neue Feuerwehrheim war fertig geworden und wurde festlich eingeweiht. Zu drei großen Bränden musste die Feuerwehr 1971 ausrücken. Es brannte im Horber Wald, Hochwasser trat auf und im Anwesen Rank brannte die Scheune ab.

1972 - 1978

Im Frühjahr 1972 brannte dann das sogenannte „Braune Haus“, wobei sich arge Misslichkeiten zeigten. Die Maschinenleiter war zum einen beschädigt und konnte zum anderen aus Platzgründen nicht im Magazin untergebracht werden. Bei einem Gespräch mit der Gemeindeverwaltung wurde deshalb lebhafte Kritik an der „mangelhaften Unterbringung“ der Maschinenleiter geäußert. Gleichwohl war die Atmosphäre längst nicht mehr so geladen wie bei den Vätern – die Feuerwehrmänner gingen zum Alltag über. So wurde am 2. März 1973 in der Faschingshochburg Neuhausen, der erste Kappenabend im Feuerwehrheim gefeiert – 45 Aktive sind übrigens zu dieser Zeit in der Wehrstatistik verzeichnet.

Geübt wird 1973 bei der Firma Stahl, wo Kreisbrandmeister Spieth die unzureichende Wasserversorgung bemängelt, eine Tatsache, die später einmal große Bedeutung erhalten sollte.1973 brannte auch ein Wohnhaus in der Esslinger Straße ab. Es entstand ein Sachschaden von 150.000 Mark. Am 15. Februar 1975 ist die „Ära Bolz“ zu Ende. 40 Jahre ist Karl Bolz im Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Neuhausen gestanden davon 27 Jahre als Kommandant. (Die übrigen Wehrführer, insgesamt 9, teilen sich die restlichen 73 Jahre der Wehrgeschichte). Kreisbrandmeister Spieth würdigte seine Leistung für die Sache der Feuerwehr und sichtbar wurde dies auch darin, dass Bolz zum Ehrenkommandanten ernannt wurde. Von de Wehr wurde Alfred Lang als Kommandant und Helmut Fay als Stellvertreter gewählt. Im Mai 1975 konnten sich dann bei einem ersten „Tag der offenen Tür“ die Bürger der Gemeinde davon überzeugen, was die Feuerwehr auszeichnet.

  Am 26. Februar 1976 erlebte die Wehr dann ihre größte Bewährungsprobe. Das in die Deutsche Brandgeschichte eingegangene Großfeuer auf dem Gelände der Firma Thyssen-Stahl-Aufzüge wütete über Stunden. Aber die Wehrmänner aus Neuhausen sowie zahlreiche Wehren aus dem Umkreis schafften es dennoch, den Brand einzugrenzen. Behindert wurde man dabei von den widrigen Wasserverhältnissen; der Wasserdruck aus dem Hydranten, der auf dem Firmengelände installiert ist, erwies sich als zu gering. Das Löschwasser wurde deshalb hauptsächlich aus dem Fleinsbach bezogen. Nach rund 5 Stunden war der Großbrand jedoch unter Kontrolle. Der Schaden belief sich auf 60 Millionen Mark. Bei der Hauptversammlung der Feuerwehr, kurz nach dem „Stahl-Großbrand“, konnten die Wehrmänner erstmals den neuen Bürgermeister Werner Präg begrüßen.

 Und der „Schultes“ führte sich auch gleich gut ein. Er bestätigte den Wehrmännern, dass zur optimalen Brandbekämpfung auf eine bessere Ausstattung der Wehr nicht verzichtet werden könne. Bei der Sitzung wurde auch konkret angepeilt, wie die Neuhäuser Wehr stärker gemacht werden könne. Es wurde die Anschaffung eines TLF 16 vorgeschlagen. Dabei ist es erfreulicherweise nicht geblieben. Im Jahr des 100 jährigen Jubiläums (1978) hat die Wehr nicht nur dieses große Tanklöschfahrzeug erhalten, das bis heute noch im Dienst ist, sondern dazu auch einen VW-Bus als Mannschaftswagen . Immerhin hat sich bereits bestätigt, wie notwendig es ist, über eine gute Ausrüstung zu verfügen. In den vergangenen zwei Jahren musste die Wehr zu zahlreichen Einsätzen ausrücken, angefangen von einem Klassenzimmerbrand in der Mozartschule kurz vor Weihnachten 1976 über Einsätze bei Großunfällen auf der Autobahn bis hin zu einem Wohnhausbrand im November 1977 in der Wagnerstraße.

Im März 1977 fiel im Ausschuss erstmals das Wort „Vandans“. Durch gute Kontakte von Kommandant Alfred Lang zu den Führungskräften der Feuerwehr des kleinen Ortes Vandans im Montafon in Österreich wurde angeregt, man könne doch eine Art „Partnerschaft“ mit der dortigen Wehr eingehen. Nicht nur die Ausschussmitglieder waren von diesem Gedanken begeistert. Somit wurde beschlossen, die gesamte Feuerwehr von Vandans zum 100 jährigen Jubiläum einzuladen.

Das Jahr 1978 war ein ganz besonderes Jahr für die Feuerwehr. Denn es wurde von 5.8. – 7.8. das 100 jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Neuhausen gefeiert.  Nach fast einem Jahr Vorbereitungszeit wurde dann am Mittwoch den 2. 8. das Festzelt auf dem Festplatz aufgebaut und in den nachfolgenden Tagen eingerichtet. Die ersten Gäste, die am Samstag 5.8. eintrafen, waren die Feuerwehrkameraden aus Vandans mit ihren Partnern. Zum Festauftakt wurde dann das neue TLF 16 und der VW Mannschaftstransportwagen von Bürgermeister Werner Präg an die Wehr übergeben. Nach der Übergabe wurde das neue Fahrzeug sogleich bei einer Schauübung im „Einsatz“ gezeigt. Am Abend wurde durch den Spielmannszug ein bunter Abend unter dem Moto „Wasser marsch“ eröffnet, bei dem die örtlichen Vereine ihr Geschick im Umgang mit dem nassen Element unter beweis stellen durften. Am Sonntag wurde bei einem Feldgottesdienst auch dien neue Fahne der Feuerwehr eingeweiht. Am Nachmittag gab des dann einen großen Festzug durch die Straßen von Neuhausen. Am Sonntagabend wurden die zahlreichen Gäste dann von der Stimmungskapelle Kurt Rau prächtig unterhalten. Am Montag heiß es dann nochmals „Wasser marsch“ denn Petrus hatte seine Himmelsschleusen geöffnet und das im Stadion geplante Kinderfest musste kurzerhand in das Festzelt verlegt werden. Den Festausklang bildete ein Bunter Abend mit vielen bekannten Künstlern.